„Schnell, versteck Dich, da kommt die Polizei!“ – (Super)helden aus Sicht eines Dreijährigen


Ich selbst fand Superhelden nie sonderlich spannend. Erst eine unrealistische Jagd, dann wildes Gebärden und wahlweise schnöde Muskelkraft oder High Tech, ein Sieg und Ende. Sobald die Mission erfüllt war, wussten die Helden nichts mit sich anzufangen. Langweilig. Wie denkt der Prinz von Moabit über dieses Thema?


Helden der Nacht vs. Unruhestifter

Die ersten Helden, mit denen der Prinz in Kontakt kam, waren drei Kinder, die sich „Pyjamahelden“ nannten. Sie schlichen sich nachts aus ihren Betten, zogen Superkraft-Kostüme an und legten Bösewichten das Handwerk. So wäre jedenfalls die Interpretation eines Erwachsenen.
Der Prinz positionierte sich hingegen klar auf der anderen Seite: „Oh nein, die Pyjamahelden sind aber gar nicht nett! Sie ärgern immer den Dieb und wollen seine Sachen klauen.“ Das Argument, dass die Protagonisten lediglich zurückklauen, zählt für ihn nicht.     


Der Polizist und der Stänkerich

Dass der Prinz mit Dieben sympathisiert, zeigt sich auch an seinem Legospiel. Zwar fängt der Polizist ganz traditionell die Bösewichte – vom Kind liebevoll „Stänkeriche“ genannt – und bringt sie ins Gefängnis, aber das eigentliche Spiel findet davor und danach statt. Mit Hingabe fantasiert er ausgeklügelte Diebstähle und spektakuläre Gefängnisausbrüche zusammen.

„Fang mich doch, Du Eierloch, bring mich ins Gefängnis!“, ist ebenfalls ein beliebtes Spiel, bei dem der Prinz selbst der Dieb ist. Ziel: Das ausrangierte Gitterbett, das als Gefängnis dient. Dort angekommen, verlangt der Dieb nach Mamas Nagelfeile und macht sich an die Arbeit.

Passend zu diesem Bild: Wer eilt zu Hilfe, wenn man versehentlich im Zoo eingesperrt wird, weil man zu lang trödelt? Klar, Diebe. Der Kommentar des Prinzen zu einem solchen hypothetischen Fall: „Wenn ich gefangen bin, ist das nicht schlimm. Dann kommen die Diebe mit einer Feile und lassen mich raus.“


Auch Superhelden müssen essen
Quelle: Pixabay

Die klassischen Superhelden der Comics kennt der Prinz bisher nur als Motive auf Rucksäcken und Pullovern anderer Kinder. Dennoch schnappt er hier und da etwas über diese imaginären (?) Wesen auf und macht sich Gedanken.
Zum Beispiel über deren Alltag. Falls sich jemand von euch schon einmal gefragt hat, wo Spiderman wohnt: in Moabit (natürlich!), und zwar in der Turmstraße / Ecke Wilsnacker Straße. Laut den Aussagen des Prinzen lebt er dort ziemlich unspektakulär und geht gern bei Edeka einkaufen. Zudem gibt es – dies dürfte sogar Insider überraschen – einen gelben Spiderman. Er wird als gelb bezeichnet, weil er stets eine Minion-Maske trägt.

Der Superheld-Kollege Batman scheint sich derweil auf das Trinken zu konzentrieren. Der Prinz machte ihn auf einem Kneipenschild ausfindig: „Oh, guck mal, da ist ja Batman!“ Eigentlich war ein Teufel abgebildet, aber Alkohol kehrt ja bekanntlich das innere Tier nach außen...
 

Ja zu Superkräften, nein zu Helden 

Die Superhelden üben zwar nur eine mäßige Anziehungskraft auf den Prinzen aus, aber deren Kräfte sind umso interessanter. Häufig hole ich ein Kind mit Power-Stirnband aus der Kita ab, das Bäume anheben oder dank magischer Bemalung der Handinnenflächen Autos beamen kann.

Wer braucht schon Superhelden, wenn man selbst einer sein kann?

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