(Fortsetzung) Der Prinz in Binz – unser erster Familienurlaub im Rentnerparadies

Mh lecker, Salzwasser!

„Richtig“ ausgestattet machten wir uns erneut auf den Weg zum Meer. Oder besser gesagt ins Meer, denn der Prinz verhielt sich wie beim ersten Mal. So blieb es bis zur Abfahrt – ständig mussten wir ihn festhalten oder aus dem Meer herausziehen. Muscheln, Buddeln, Entspannen (haha), alles uninteressant. Hauptsache, Wasser. Ob das auch schmeckt?

Offensichtlich ja, denn eine Hand mit Meerwasser nach der anderen wanderte in den Mund. Da wir genügend dramatische Filme kannten, in denen Schiffbrüchige durch Salzwasser den Verstand verloren, reagierten wir leicht panisch. Am Abend fragten wir Doktor Google: Bleiben Sie ruhig, hieß es, die Kinder probieren ein bisschen und lassen es sogleich aus Ekel wieder bleiben.

Ein bisschen? Das sah nach ganz schön viel aus, dachten wir am nächsten Strandtag. Und wir irrten nicht: Begeistert vom Geschmack schnappte sich der Prinz sein Buddelzeug und trank erst von der Schaufel, dann aus dem Eimer. Einhalt gebieten konnten wir nur unter Protestgeschrei.
In den nächsten Tagen verbannten wir das Buddelzeug, so dass die Hände ausreichen mussten, und kompensierten den Meerescocktail mit Trinkwasser.     

  
 Der Rollatordieb

Eines Nachmittages waren wir ganz mutig und mischten uns unter die Kurort-Rentner am Brunnenplatz.  
Dass der Brunnen beziehungsweise das Wasser darin unheimlich aufregend war, muss ich vermutlich nicht extra erwähnen. Gleich daneben gab es einen langen Steg, so dass man auf dem Meer laufen konnte. Die Architekten hatten offensichtlich keine Kinder, denn das Geländer war für Menschen unter einem Meter Körpergröße ein Witz – sie fielen einfach hindurch. Wenn es ganz ungünstig kam, blieben sie zudem mit einem Bein in den Bodenritzen stecken.
Klug wäre es, den Steg mit Kinderwagen zu besuchen, aber das fand der Prinz öde. Er schlängelte sich lieber rennend durch die flanierenden Urlauber, natürlich immer schön nah am Abgrund. Die Mamas in Alarmbereitschaft hinterher. Die Meckereien und bösen Blicke der anderen Besucher konnten wir schon bald nicht mehr zählen.
Auf halbem Weg blieb er plötzlich neben einer Oma mit Rollator stehen und bewunderte ihr Gefährt. Das war viel cooler als ein Kinderwagen! Die Oma – zum Glück kinderlieb – bemerkte das und bot dem Prinzen an, den Rollator zu schieben. Dieses Angebot ließ er sich nicht entgehen und raste los. So schnell, dass die Oma nicht mehr hinterherkam, und wir ihn einfangen mussten. Lachend einigten sich die beiden darauf, fortan gemeinsam zu schieben.

Als wir nach diesem Abenteuer zum Brunnenplatz zurückkehrten, füllten sich die Bänke zunehmend mit verliebten Pärchen. „Kuscheln? Wie lustig, da mache ich mit!“, dachte sich der Prinz und hüpfte von einer Bank zur nächsten. Stets rückte er ganz nah an die Pärchen ran und musterte sie ausgiebig. Erfolgsquote seiner Kontaktaufnahme: 50 Prozent.


Das erste Mal im Museum    
 
Bevor es zurück nach Berlin ging, besuchte der Prinz die erste Ausstellung seines Lebens. Es konnten Tiere, Fabelwesen und historische Personen in Form von großen Sandskulpturen bestaunt werden.
Auch wenn die Exponate nicht uninteressant waren, gab es andere Highlights: Der Security-Mann (Wie oft man den wohl umrunden kann, ehe er eine emotionale Regung zeigt?) und die Absperrseile (Wie doll kann man schaukeln, ohne sie umzureißen?). Ebenfalls imposant war das riesige Gewitter, das über der Museumsglaskuppel aufzog. Der Donner knallte so richtig schön laut und der Regen machte den Eindruck, als würde er jeden Moment die Decke zerschlagen.


Die Rückreise...

...würde viel entspannter werden als die Hinreise, waren wir uns sicher. Wir hatten nämlich ein Familienabteil gebucht. Das bedeutete viel Platz für uns allein und eine Tür, die die restlichen Passagiere von uns fernhielt. Naja, oder umgedreht.

Noch bevor wir losrollten, stand eine junge Frau mit Kleinkind auf dem Arm in unserer Tür. Mit klimpernden Wimpern fragte sie, ob sie nicht mit in unser Abteil könne, der Zug sei so voll. Natürlich, immer hereinspaziert, wer kann da schon „nein“ sagen?!
Die Frau setzte ihr Kind auf einen Sessel und holte ihr Gepäck. Sie schien auf Weltreise zu gehen. Nur mit Tetris-Expertise gelang es uns, alle Sachen im Abteil unterzubringen.
Schön, nun hatten wir also keinen Platz mehr. Aber immerhin ein zweites Kleinkind zum Spielen.

Dieses hielt allerdings nicht viel vom Spielen. Erst saß es ein Weilchen still auf Mamas Schoß, dann schlief es – bis zur Ankunft. Das hieß also, weder ein Spielgefährte für den Prinzen noch konnte er in unserem Abteil herumtoben.
Zum Glück gab es da ja noch die anderen Passagiere hinter der Tür. Wie sich die Tür öffnen ließ, fand der aus Binz kommende Prinz natürlich schnell heraus. Manege frei!  


Fazit: Passen diese zwei Generationen zusammen?


Durchaus, denn Kinderwagen- und Rollator-Fahrer haben einen gemeinsamen Anspruch: Barrierefreiheit. Hinzu kommen kurze Wege, umfassender Service, viel frische Luft und leicht verdauliches Essen. Da kann man doch über ein paar böse Blicke und gehässige Kommentare hinwegsehen, oder?!

Kommentare

Beliebte Posts